Weltkultur an wilden Ufern

Naturschutzprojekte

Die Biosphärenreservatsverwaltungen der beteiligten Bundesländer arbeiten gemeinsam mit ihren Partnern daran, die Lebensraumqualität insbesondere in den Bereichen der Pflege- und Entwicklungszone durch die Umsetzung von Naturschutzprojekten zu verbessern.

Hier stellen wir Ihnen ausgewählte Naturschutzprojekte vor.

Sachsen-Anhalt

Projektgebiet: Elbe, Schwarze Elster und Auenbereiche im Landkreis Wittenberg

Laufzeit: 2020 – 2033

Anlass: Seit über 100 Jahren wird das Flussbett der Mittelelbe durch Sohlerosion stetig abgetragen. Bauliche Maßnahmen zur Schiffbarmachung verstärkten die ungünstigen Folgen: Die umliegende Auenlandschaft wird immer seltener überflutet und trocknet aus. Diese Veränderung der Ökosysteme bedroht zahlreiche Arten der Auen.

Lösung: Um die Mittelelbe und die angrenzenden Auengebiete zu renaturieren, werden Maßnahmen durchgeführt, die es ermöglichen, den Wasserhaushalt der Aue auf lange Sicht zu stabilisieren und die Vernetzung mit der Elbe, ihren flussnahen Auen und der Schwarzen Elster zu verbessern. Ein zentraler Ansatz ist die geplante Wiederanbindung von Altwässern an den Hauptstrom. Die typischen Auen-Lebensräume sollen durch die Entschlammung von Altwässern und die Neuanlage von Kleingewässern erhalten und verbessert werden.

Partner:  Heinz-Sielmann-Stiftung, Bundesamt für Naturschutz, Land Sachsen-Anhalt, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, chance.natur

Projektgebiet: Havelauen zwischen Pritzerbe (Brandenburg) und der Havelmündung in die Elbe bei Gnevsdorf (Sachsen-Anhalt)

Laufzeit: 2005 – 2025

Anlass: Gute Wasserqualität, periodisch überflutete Auen und vielseitige, artenreiche Uferstrukturen bildeten einst die Beschaffenheit der unteren Havel. Vieles davon ging durch Flussausbau zugunsten von Schifffahrt und Melioration verloren. Eindeichungen, Uferbefestigungen und Bodenentwässerung ließen natürliche Auendynamik nicht mehr zu, Fluss und Feuchtgebiet verloren ihre enge Beziehung und ihre Gestalt.

Lösung: Hauptziel des Projektes ist daher, eines der größten mitteleuropäischen Feuchtgebiete durch behutsame Renaturierung im Bestand zu sichern und seine große Bedeutung für den Vogelschutz zu erhalten. Die durch die intensive Nutzung entstandenen ökologischen Schäden werden schrittweise über vernetzte Maßnahmen behoben. Die Unterhaltung des Havel-Flussbettes beschränkt sich künftig auf eine wesentlich schmalere Fahrrinne, außerhalb derer sich Flussstrukturen wie Sandbänke und Kolke ausbilden können. Steinschüttungen werden entfernt zugunsten natürlicher Ufer mit Abbruchkanten, typischer Vegetation und Tierwelt. Die ökologische Durchgängigkeit wird durch Fischaufstiegshilfen verbessert.

Partner: Naturschutzbund (NABU) Deutschland, Projektbüro Rathenow, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (vertreten durch Bundesamt für Naturschutz), Land Sachsen-Anhalt/Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe, Land Brandenburg, Naturpark Westhavelland; gefördert durch Bundesprogramm chance.natur

Projektgebiet: Auengebiet zwischen Mulde- und Saalemündung einschließlich des Steckby-Lödderitzer Forstes

Laufzeit: 2001 – 2018

Anlass: Naturnahe Flussauen gehören in Mitteleuropa zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen. Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe hat daher eine besondere Verantwortung für den Schutz der naturnah erhaltenen Auenlandschaften, einschließlich der Auenwälder. Entlang der Elbe wurden ungefähr 80 % aller Überflutungsbereiche durch den Bau von Deichen unterbrochen oder zerstört. Da die Elbe dort bei Hochwasser nicht mehr ausufern konnte, gingen wertvolle Lebensräume verloren. Durch die Begrenzung des Flusses erhöhte sich zudem das Risiko unkontrollierter Überschwemmungen. Das Projekt hatte daher zum Ziel, einen durchgehenden Verbund echter überflutbarer Auenwälder zu schaffen.

Lösung: Um ein durchgehendes Auengebiet zu schaffen, wurde zwischen Mulde- und Saalemündung ein neuer 7,3 km langer Deich gebaut. Der alte Deich wurde geschlitzt, also durchlässig gemacht. Dadurch konnte Überflutungsraum – und mit ihm rezente Auenlandschaft – geschaffen werden. Bei dieser Maßnahme handelt es sich um die aktuell größte Deichrückverlegung in Deutschland. Der Elbe stehen im Hochwasserfall 600 ha mehr Überflutungsfläche zur Verfügung. Mit dem Naturschutzgebiet „Mittlere Elbe zwischen Mulde und Saale“ sind die Auenlebensräume rechtlich geschützt.

Partner: WWF-Deutschland, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, vertreten durch Bundesamt für Naturschutz, Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt; gefördert durch Bundesprogramm chance.natur

Projektgebiet: Elbauen bei Vockerode

Laufzeit: 2010 – 2018

Anlass: Mit dem Projekt wurden Voraussetzungen geschaffen, die den Erhalt und die Entwicklung der Flusslandschaft im Bereich der Mittleren Elbe sowie im Gartenreich Dessau-Wörlitz langfristig sichern.

Lösung: Hochwasserschutz und Naturschutz gehen Hand in Hand: Hauptmaßnahme des Projektes war die Öffnung des Gatzer Bergdeichs, um eine 210 ha große Überflutungsfläche zu schaffen. Gleichzeitig wurden die weiträumige Flussauenlandschaft und der ökologische Zustand der Gewässer gesichert. Auenwald und eine Auenblühwiese wurden angelegt. Es erfolgte somit eine Aufwertung des vorsorgenden ökologischen Hochwasserschutzes. Mittels eines rund 4 km langen Auenpfades ist die ehemalige Projektfläche auch touristisch erschlossen.

Partner: WWF Deutschland, LIFE+ Projektbüro „Elbauen bei Vockerode“ in Dessau, Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) Sachsen-Anhalt, Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH, Landkreis Wittenberg, Gemeinde Vockerode, Agrargenossenschaft Wörlitz, Stadt Dessau-Roßlau

Projektgebiet: Mittlere Oranienbaumer Heide

Laufzeit: 2008 – 2011

Anlass: Die Oranienbaumer Heide wurde bis 1992 militärisch genutzt. Die Folgen waren munitionsbelastete Flächen, Belastung der Böden durch Öl und Treibstoffe sowie Metallschrott.

Lösung: Trotz – oder gerade wegen der militärischen Nutzung entwickelten sich hier vielfältige Lebensräume, in denen seltene Tier- und Pflanzengemeinschaften einen Rückzugsraum fanden. Um ihre Entwicklung zu sichern und zu fördern, wurde mit Partnern aus der Region eine Ganzjahresstandweide etabliert. Heckrinder und Konik-Pferde sorgen über Beweidung nun dafür, dass die Landschaft halboffen, d.h. waldfrei bleibt und die Strukturvielfalt der Krautschicht erhöht wird. Seit 2012 die Munition beräumt wurde, können ausgeschilderte Wege wieder zu Fuß begangen oder mit dem Rad befahren werden.

Partner: Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landwirtschaft, Biosphärenreservat Mittelelbe, NABU Regionalverband Köthen, Naturstiftung David, die Primigenius – Köthener Naturschutz und Landschaftspflege gGmbH, Förder- und Landschaftspflegeverein „Mittelelbe“ e.V., Bundesforstbetrieb „Mittelelbe“, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Niedersachsen

Teilprojektgebiet: Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue“

Laufzeit: 2016 – 2024

Anlass: Der Rückgang von Amphibien ist in Zentral- und Nordeuropa gravierend. Dies betrifft auch die Rotbauchunke. Sie erreicht im Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue“ den nordwestlichen Rand ihres eurasischen Gesamtverbreitungsgebietes und ist „vom Aussterben bedroht“. Mehr als 98 % der niedersächsischen Population lebt im Biosphärenreservat. Doch auch hier ist der Bestand wie auch in den Gebietsteilen von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Ziel des unter dem Titel „301 Teiche in Niedersachsen“ laufenden Vorhabens ist es, in elf Projektgebieten im mittleren und östlichen Niedersachsen nicht nur die Lebensräume für die Rotbauchunke, sondern auch für den seltenen Laubfrosch und den Kammmolch zu verbessern und zu entwickeln.

Lösung: Auf der Grundlage eines Managementplans wurden zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes der Rotbauchunken umgesetzt, so etwa die Anlage und Sanierung von 130 Kleingewässern, der Bau von 14 km Zäunen sowie die extensive Beweidung von rund 90 Hektar Fläche in Niedersachsen. Auch auf Flächen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg konnte das Projekt ausgedehnt werden. Untersucht wurde zudem die Genetik der Rotbauchunkenpopulationen in Niedersachsen als Basis für Maßnahmen des Populationsmanagements. Vor diesem Hintergrund erfolgte auch die Aufzucht von ca. 20.000 Rotbauchunken zur Wiederansiedlung in wiederhergestellten Lebensräumen. Das Vorhaben wurde von umfänglichen Maßnahmen der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet.

Partner: NABU Landesverband Niedersachsen (Lead Partner), Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue, Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe, Biosphärenreservatverwaltung Flusslandschaft Elbe – Brandenburg und Amphi International. Das Projekt wurde gefördert durch: Europäische Union aus dem Programm LIFE Nature; Land Niedersachsen mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz; Landkreise Celle, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg, Uelzen, Region Hannover; Städte Braunschweig und Wolfsburg; Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung; Volkswagen AG.

Projektgebiet: Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue

Laufzeit: 2016 bis Juni 2023

Anlass: Durch die extremen Hochwasserereignisse der vergangenen 20 Jahre sind Zuschnitt und Struktur der Elbtalaue in ihrer Bedeutung für den Hochwasserabfluss zum Thema des regionalen öffentlichen Diskurses geworden. Auf Grundlage einer zweidimensionalen Abflussmodellierung wurden Engstellen und sonstige Hindernisse, insbesondere Gehölzbestände, die den Hochwasserabfluss in der Aue behindern könnten, identifiziert. Um den Hochwasserabfluss an diesen Engstellen zu verbessern, wurden einige Gehölzbestände in den Jahren 2014/15 erstmalig zurückgeschnitten und anschließend sich selbst überlassen. Im Laufe weniger Jahre entwickelten sich daraus dichte Gebüsche mit einem potenziell höheren Hochwasserwiderstand als vor ihrer Beseitigung.

Lösung: Zur Lösung des Problems wurden in den vier Teilregionen des Biosphärenreservats Kooperationsstrukturen („Auenpflegeverbünde“) gegründet, welche die Institutionen miteinander vernetzen, die mit Fragen der Pflege, Bewirtschaftung und Entwicklung der Elbauen befasst sind. Sie setzen sich zusammen aus Vertreter*innen des Hochwasser- und Naturschutzes, der Landwirtschaft und der Regionalentwicklung. In diesen Verbünden wurde besonders auch nach Ansätzen zum Umgang mit den Weidenbeständen gesucht, die sich in Folge der Rückschnitte der Jahre 2014/15 entwickelt hatten. Es ging darum, wie diese Flächen zukünftig frei von Gehölzen gehalten werden könnten. Hierzu wurden sie über mehrere Jahre entweder maschinell gepflegt oder mit verschiedenen Tierarten (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde) beweidet. Im Vergleich zur maschinellen Flächenpflege stellte sich die Beweidung als besonders naturverträglich heraus.

Die Ergebnisse des Vorhabens sind ein wichtiger Beitrag für die mittelfristige Entwicklung eines naturnahen Auenmanagements, das einen vorausschauenden Hochwasserschutz mit der nachhaltigen Sicherung und Nutzung von wertvollen Grünland- und Auwaldflächen verbindet. Die eingerichteten Auenpflegeverbünde haben sich als sinnvoller Ansatz zur Einbindung von zentralen Akteuren in ein umfassendes Auenmanagement erwiesen.

Partner: Biosphärenverwaltung Niedersächsische Elbtalaue, Landwirtschaftskammer Niedersachsen – Bezirksstelle Uelzen, Bauernverband Nordostniedersachsen. Das Projekt wurde aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (ELER) sowie des Landes Niedersachsen gefördert.

Brandenburg

Teilprojektgebiet: Lenzener Elbtalaue im Nordwesten Brandenburgs, Landkreis Prignitz, Teil des Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe-Brandenburg.

Laufzeit: 1992 – 2022 (erste Ideen bis zur Evaluation)

Anlass: Die Engstelle der Elbe am „Bösen Ort“ verringerte die Hochwasserabflussbreite erheblich, was ein hohes Gefährdungspotential darstellte. Ziel war es, die Hochwassersicherheit zu verbessern und gleichzeitig die natürliche Dynamik der Flussauenlandschaft wiederherzustellen.

Lösung: Durch die Rückverlegung des Deiches um bis zu 1,3 km wurden 420 ha neue Überflutungsfläche geschaffen. Die Maßnahmen umfassten Initialpflanzungen von Auwald, die Anlage von Flutmulden und Flutrinnen sowie die Entwicklung einer 30 ha großen Weidelandschaft. Diese Auenlandschaft dient nun als wichtiger Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

Partner: Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. (BUND), Biosphärenreservatsverwaltung Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, Europäisches Zentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformation (Burg Lenzen)

Projektgebiet: Untersuchungsflächen entlang von 150 Stromkilometern im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe.

Laufzeit: 2017 – 2023

Anlass: Hartholz-Auenwälder gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen in Deutschland. Diese einzigartigen Ökosysteme bieten nicht nur hohe Artenvielfalt, sondern spielen auch eine wichtige Rolle im Klima- und Hochwasserschutz. Durch menschliche Eingriffe und Klimawandel sind diese Lebensräume stark beeinträchtigt.

Lösung: Das MediAN-Projekt untersuchte die Mechanismen der Kohlenstoffspeicherung und Hochwasserretention von Hartholz-Auenwäldern. Im Fokus standen wissenschaftliche Analysen zur Biodiversität, Boden- und Wasserprozessen sowie Strategien zur Wiederherstellung und nachhaltigen Nutzung dieser Ökosysteme. Ergebnisse flossen direkt in Naturschutzmanagement und Bildungsprojekte ein.

Partner: Biosphärenverwaltungen der Länder, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) , BUND-Auenzentrum, Universität Hamburg, Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), Technische Universität Berlin, Loki Schmidt Stiftung.

Mecklenburg-Vorpommern

Projektgebiet: Binnendünen Klein Schmölen und Gothmann

Laufzeit: 2021 – 2025

Anlass: Das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe M-V beherbergt in den Bereichen Klein Schmölen und Gothmann überregional bedeutende Binnendünenstandorte. Offene Binnendünen und die für diese Standorte typische Pflanzen- und Tierwelt sind europaweit stark gefährdet. Insbesondere die Aufgabe traditioneller Nutzungsformen sowie ein zunehmender Nährstoffeintrag aus der Atmosphäre führen zu einer Veränderung der Vegetationszusammensetzung und zum Rückgang insbesondere standorttypischer und seltener Arten.

Lösung: Maßnahmen zum Erhalt der europaweit stark gefährdeten offenen Binnendünen umfassen ein Gehölzmanagement sowie das Abplaggen des vergrasten Oberbodens auf ausgewählten Standorten. Weitere Maßnahmen umfassen das Zurückdrängen invasiver Arten wie das Kaktusmoos und die Umsetzung von Beweidungskonzepten zur Offenhaltung der Binnendünen.

Partner: Forstbehörde, Flächeneigentümer, Förderverein Biosphäre Elbe MV e.V. und Biosphärenreservatsamt Schaalsee-Elbe

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